Voraussetzungen

Die Aussage, man werde zum Flieger geboren, ist sehr inhaltsvoll in Anbetracht der diversen physischen und psychischen Voraussetzungen, die angehende Piloten erfüllen müssen. Die Leistungsstärke von Pilotinnen und Piloten ist in dem hoch technisierten und digitalisierten Umfeld, das ein Cockpit heutzutage darstellt, unbedingt erforderlich.

Aus diesem Grund sollten Menschen, die mit dem Berufsbild Pilot liebäugeln, sich bereits vor ihrer Bewerbung bei einer Airline oder einer Flugschule mit den notwendigen Voraussetzungen befassen. Einige der grundsätzlichen kognitiven Voraussetzungen für eine Karriere als Pilot zeigen sich bereits in der Schule. So ist es auf jeden Fall vorteilhaft, wenn Englisch, Mathe und Physik in der Mittel- bis Oberstufe beliebte Schulfächer waren und Technik begeistert, anstatt abzuschrecken. Zudem sollte eine gewisse körperliche Fitness gegeben sein.


Fit und belastbar im Kopf: operationelle Kompetenzen als Handwerkszeug von Piloten

Wer ein Pilot werden möchte, muss sich darauf einstellen, dass im Einstellungstest bzw. in der sogenannten Berufsgrunduntersuchung unter vielem anderen auch seine operationellen Fähigkeiten getestet werden. Denn diese müssen recht gut ausgeprägt sein, um den späteren Berufsalltag als Pilot meistern zu können. Es müssen also die Raumorientierung, die Aufmerksamkeitsspanne, die Merkfähigkeit, die Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Psychomotorik sowie die Multi-Tasking-Fähigkeit mindestens auf einem guten durchschnittlichen Niveau ausgeprägt sein, damit der Berufswunsch Pilot erfolgversprechend sein kann.

Während des Assessment-Centers von Airlines wird im Rahmen der sogenannten Firmenqualifikation neben diesen körperlich-kognitiven Voraussetzungen zusätzlich die Persönlichkeit beurteilt. Dass Piloten-Anwärter emotional stabil, handlungs- und sozialkompetent sind, müssen sie daher üblicherweise in Gruppendiskussionen oder Einzelgesprächen unter Beweis stellen. Optimale Voraussetzungen bringt an dieser Stelle mit, wer teamfähig ist, aber auch Führungspotenzial besitzt. Denn beides ist für die Arbeit im Cockpit wichtig.


Körperliche Voraussetzungen für Piloten

Der Pilotenberuf verlangt eine hohe Belastbarkeit. Daher sind vom Bewerber einige Voraussetzungen zu erfüllen:

  • Zum Bewerbungszeitpunkt muss ein Mindestalter von 17 Jahren erreicht sein.
  • Aufgrund der räumlichen Bedingungen im Cockpit muss die Körpergröße zwischen 1,65 m und 1,98 m betragen.
  • Der Bewerber muss Deutsch und Englisch fließend beherrschen.
  • Die gesamte körperliche Verfassung muss gut sein.
  • Das Sehvermögen muss gut sein, es sind höchstens +/- 3,0 Dioptrien zulässig.
  • Ein Bewerber muss einen uneingeschränkten Reisepass besitzen und darf höchstens fünf Punkte im Verkehrszentralregister haben.
  • An inneren Werten wird eine überzeugende Berufsmotivation ebenso erwartet wie Verantwortungsbewusstsein, Disziplin, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit.

Im Rahmen der ärztlichen Tauglichkeitsuntersuchung werden die oben genannten Punkte getestet und Bewerber werden zudem auf Anzeichen schwerer körperlicher Erkrankungen untersucht. Hier wird auch zum Beispiel eine Rot-Grün-Schwäche festgestellt, die im Folgenden zum Ausschluss aus dem Piloten-Bewerbungsverfahren führen kann.


Die Voraussetzungen für verschiedene Fluglizenzen

Die grundsätzlichen Anforderungen für verschiedene Fluglizenzen unterscheiden sich nur geringfügig. Körperlich und mental sind etwa für die ATPL (Airline Transport Pilot Licence/Verkehrspilotenlizenz) und die MPL (Multi-Crew Pilot Licence/Berufspilotenlizenz) dieselben Voraussetzungen zu erfüllen. Unterschiede sind jedoch, dass etwa die European Flight Academy für die MPL fließendes Deutsch sowie ein Abitur oder Fachabitur erwartet, was beides für die ATPL nicht der Fall ist.
Die CPL (Commercial Pilot Licence/Berufspilotenlizenz) setzt ein Mindestalter von 17 Jahren bei Ausbildungsbeginn voraus. Weiterhin ist ein Flugtauglichkeitszeugnis der Klasse 1 erforderlich. Zudem werden der Nachweis der Zuverlässigkeit im Sinne des §24 LuftVZO und ein Auszug aus dem Verkehrszentralregister des Kraftfahrt-Bundesamtes erwartet.
Um die Privatpilotenlizenz PPL (A) für Flugzeuge erhalten zu können, darf man wiederum die Ausbildung bereits mit 16 Jahren beginnen und die Lizenz darf mit 17 erteilt werden. Weiterhin ist für die PPL ein medizinisches Tauglichkeitszeugnis der Klasse 2 notwendig. An rechtlichen Bedingungen sind der Nachweis der Zuverlässigkeit im Sinne des §24 LuftVZO und ein Auszug aus dem Verkehrszentralregister notwendig.


Pilot mit Studium – die Voraussetzungen

Um – zum Beispiel bei einer Airline – neben der Pilotenausbildung ein duales Studium absolvieren zu können, müssen zunächst die Einstellungsvoraussetzungen der jeweiligen Airline erfüllt werden. Angehende Jetpiloten der Bundeswehr müssen die Voraussetzungen des fliegerischen und des militärischen Einstellungstests erfüllen, um im Rahmen ihrer Ausbildung an der Bundeswehruniversität studieren zu können.

An der Flugschule der Lufthansa Group, der European Flight Academy, werden im Zuge des Erwerbes der ATPL oder der MPL duale Studiengänge angeboten. Mit der ATPL wird der Studiengang „Aviation Business and Piloting“ an der HTW Saar angeboten. Hierfür ist eine Fachhochschulreife notwendig. Die MPL-Lizenz wird mit dem Studiengang „Luftfahrtsystemtechnik und -management der Hochschule Bremen kombiniert. Hierfür ist ein Abitur vonnöten.


Besondere Pilotenjobs und ihre Anforderungen

Neben der Tätigkeit als Verkehrspilot kann auch die Arbeit als Testpilot oder als Frachtpilot attraktiv sein. Testpiloten führen Testflüge zur Erprobung von neu entwickelten Luftfahrzeugen durch. Um Testpilot werden zu können, muss eine abgeschlossene Pilotenausbildung nachgewiesen werden. Hinzu kommt ein naturwissenschaftliches Studium, sowie ein sechs- bis zwölfmonatiges Studium an einer international anerkannten Testpilotenschule. Weiterhin benötigen Testpiloten besondere Fähigkeiten:

  • Fähigkeit, ein vorgegebenes Testprogramm zu verstehen und präzise umzusetzen
  • Dokumentations-Kompetenz
  • Hervorragendes Gespür für das Fluggerät, um Ungewöhnliches identifizieren zu können
  • Hohe Multi-Tasking- und Problemlösungskompetenz

Frachtpiloten hingegen müssen kein gesondertes Studium absolvieren. Sie benötigen lediglich ihre Verkehrspilotenlizenz sowie mindestens 1.500 Flugstunden, um Cargo-Einsätze fliegen zu dürfen. Bei der Lufthansa ist es sogar üblich, dass Piloten zwischen Passagier- und Frachtmaschinen wechseln, da sie die Voraussetzungen und Fluglizenzen für beide Einsatzformen besitzen.

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